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Kosten für die Kanalreinigung haben sich verdreifacht

STEENFELDE, 07.02.2017

Abwassermeister Rainer Korfe von der Gemeinde Westoverledingen zeigt ein großes Bündel Fasermaterial. Im Klärwerk Steenfelde ist die faserige Masse für ihn Ärger und Alltag zugleich: „Seit 2014 führen diese Verzopfungen immer häufiger zu Pumpenausfällen. Das kostet Geld und belastet unsere Mitarbeiter. Schuld sind Babyreinigungstücher, feuchtes Toilettenpapier, Augenpads, die über die Toilette entsorgt werden.“

Das Problem ist aktueller denn je. In den letzten zwei Jahren sind die Kosten im Kanalnetz für Spül- und Reinigungsarbeiten explodiert. Betrugen diese in Westoverledingen 2014 noch 5.711 Euro, so zahlte die Gemeinde im Jahr 2016 bereits mehr als 16.000 Euro. „Das ist eine Steigerung von 300 Prozent, Tendenz steigend“, so Geschäftsführer Marco Smid, von der Wohnungsbau- und Entwicklungs GmbH.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann war von den Problemen überrascht, die Feuchttücher und Co. hervorrufen. Westoverledingens Bürgermeister Theo Douwes hatte Connemann auf das Problem aufmerksam gemacht. Die Christdemokratin hatte umgehend einen Besuch im Klärwerk zugesagt: „Es gibt den verständlichen Wunsch nach mehr Hygiene. Aber diese Produkte sind im wahrsten Sinne des Wortes Ballast und zwar stinkender. Feuchttücher gehören nicht ins Abwasser sondern in den Hausmüll. Darauf müssen wir stärker hinweisen.“

Dabei bekommt das Klärwerk nur einen Teil der Problementsorgung direkt ab. Das Hauptproblem ist vorgelagert. Das Kanalnetz für Schmutzwasser in der Gemeinde Westoverledingen umfasst rund 130 Kilometer. Kritisch sind vor allem die 65 Pumpwerke. Musste das Hauptpumpwerk in Westoverledingen noch vor wenigen Jahren höchstens alle zwölf Monate von Verstopfungen gereinigt werden, rücken die Saugwagen dort heute alle vier bis fünf Wochen an. Die Feuchttücher sammeln sich dort, bilden Verzopfungen und verstopfen die Saugrohre der Pumpen. Die Folge sind regelmäßige Totalausfälle. Gab es 2014 nur zwölf Störungen, waren es im letzten Jahr schon 66. Und das Neue Jahr steht dem in nichts nach. Allein im Januar gab es 16 Vorfälle.

„Dieses Problem haben nicht nur wir. Immer mehr Städte und Gemeinde sind betroffen. Der finanzielle Aufwand, den wir nicht mehr nur für die Abwasserentsorgung, sondern für die Reinigung der Kanäle und Pumpen ausgegeben, steigt von Jahr zu Jahr,“ erklärt Bürgermeister Theou Douwes stirnrunzelnd. „Es gibt zwei Möglichkeiten. Zum einen müssen die Hersteller der Pumpen reagieren. Doch damit wäre der Umweltaspekt und Auslöser des Problems noch nicht gelöst. Zum anderen müssen die Hersteller entsprechender Produkte stärker in die Pflicht genommen werden. Doch die verweisen auf die Wünsche ihrer Kunden.“

Gitta Connemann setzt unter anderem auf gezielte Öffentlichkeitsarbeit. „Wir brauchen mehr Aufklärung. Denn die Anzahl an Produkten aus feuchten Vliesstoffen nimmt zu. Da muss eine bessere Kennzeichnung und mehr Information her.“ Die Christdemokratin hat deshalb Kontakt mit dem Bundesumweltministerium und anderen Kommunen aufgenommen.