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Stasi, Flucht und Mauersturz

PAPENBURG, 06.10.2020

Ein bewegender Abend mit vielen Gefühlen, Gänsehaut eingeschlossen. Am Vorabend des Tags der Deutschen Einheit nahmen die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann, Dr. Rudolf Seiters und Roland Jahn rund 150 Zuschauer mit auf eine bewegende „Zeitreise durch die deutsch-deutsche Geschichte“.

In der Stadthalle im Forum Alte Werft Papenburg schilderten Seiters und Jahn ihre persönlichen Eindrücke über den Weg zur Deutschen Einheit. Beide bereiteten diesen entscheidend mit. Der eine als Kanzleramtsminister und Verhandlungsführer, der andere als Dissident in der DDR und jetzt Leiter der Stasiunterlagenbehörde.

Jahn und Seiters erzählten aus der „aufregendsten Zeit“ ihres Lebens. Dabei hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Zum Beispiel, als Jahn erzählte, wie seine Mitstudenten darüber abstimmen mussten, ob er an der Universität bleiben dürfte. Alle seine „Freunde“ hätten für seinen Rauswurf gestimmt – aus Angst. Seiters drückte seine Dankbarkeit aus, dass die Wende so friedlich abgelaufen war. Er gab zu bedenken: „Das hätte auch anders kommen können. Der Schuss nur eines Volkspolizisten in jener Nacht hätte alles verändert.“

Ein weiterer Gänsehautmoment kam auf, als Rudolf Seiters über die Ereignisse auf dem Balkon in der Prager Botschaft berichtete. Die Jubelschreie und Dankbarkeit der Menschen werde er niemals vergessen. Aber es gab auch humorvolle Anekdoten. Am Abend des 9. November sei der Regierungssprecher aufgeregt ins Büro gestürzt, um vom Mauersturz zu berichten. Wolfgang Schäuble habe dies zunächst nur trocken kommentiert: „Zu meiner Zeit war das Trinken während der Arbeitszeit noch verboten.“ Es habe einige Minuten gedauert, diese historische Nachricht zu realisieren.

Auch Jahn erinnerte sich an die denkwürdige Nacht. Er selbst war 1983 gewaltsam aus der DDR ausgebürgert worden: „Alle strömten in dieser Nacht über die Grenze in den Westen. Ich bin gegen den Strom in den Osten gefahren zu meiner Familie nach Jena.“ Und so gehörte ihm auch das Schlusswort: „Als einer, der die Einheit schon vorher gelebt hat, kann ich sagen: ich bin nicht Ostdeutscher, ich bin nicht Westdeutscher. Ich bin Deutscher – und gerne auch Europäer.“

Die Veranstaltung von Papenburg Kultur wurde von Gitta Connemann moderiert. Rund zwei Stunden sprachen die Christdemokratin, Jahn und Seiters über Stasi, Flucht und den Mauersturz. Connemann freute sich über die Kombination zweier Gäste, die für diesen Abend nicht besser hätten ausgesucht werden können: „30 Jahre Einheit Deutschland. Dies war der beste Auftakt für diesen besonderen Tag. Für mich ist der 3. Oktober ein Feiertag im besten Sinne. Danke an alle, die diesen erst möglich gemacht haben. An die Mutigen in der DDR, die Unterstützer in der BRD, die Begleiterinnen und Begleiter in Europa, Russland und den USA. Nur gemeinsam konnte aus zwei eins werden.“