18.7.2013: „Anreize schaffen, statt Verbote“
OLDERSUM. Bei Erdbeerkuchen und Ostfriesentee fühlte sich der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, Peter Bleser MdB sichtlich wohl. „Das bekommen Sie in keinem Unternehmen. Selbstgebackener Kuchen. In der Landwirtschaft ist eben die Herzlichkeit zu Hause.“, schwärmte der Rheinländer. Zusammen mit seiner Ausschusskollegin im Bundestag, Gitta Connemann, besuchte er den Milchviehbetrieb von Elke und Lambert Tergast. Schnell wurde denn auch den anwesenden Mitgliedern des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland klar: hier spricht ein Fachmann. Peter Bleser hatte nämlich selbst lange einen eigenen Bauernhof, der nun von seinem Sohn bewirtschaftet wird.
Auf dem Hof von Familie Tergast ging es aber nicht nur um Kuchen. Themen wie Flächenverbrauch, Düngeverordnung, erneuerbare Energien, Baurecht, Umweltschutz und Greening brachten die Landwirte auf den Tisch. So plädierte der Vorsitzende des Zweigvereins Niederrheiderland Klaus Borde für eine stärkere Einbindung der Kommunen vor Ort bei der Vergabe von Naturschutzmitteln: „Wir haben viele Projektideen. Es wäre gut, wenn der Landkreis mehr finanziellen Spielraum hätte.“ Woran viele Vorhaben scheitern, weiß auch Peter Bleser. „Es müssen Anreize geschaffen werden, mehr Verbote sind der falsche Weg.“, so der Staatssekretär.
Kritisch wurde auch über die Zukunft der kleineren Familienbetriebe in der Landwirtschaft gesprochen. Gerade in Ostfriesland gibt es noch immer eine große Zahl von Höfen im Milchviehbereich, die in der Regel ohne die Hilfe von Mitarbeitern bewirtschaftet werden. Auch hier sieht der Staatssekretär keinen Grund zur Beunruhigung: „Milch ist eine sichere Sache. Zudem sind Familienbetriebe immer effizienter als Großbetriebe.“ Gitta Connemann ergänzt: „Wir können glücklich sein, dass wir solche Betriebe in der Region haben. Sie prägen Landschaft, Kultur und Tourismus. Hier will niemand Agrarfabriken mit tausenden von Kühen.“
Am Ende des Besuches blieb es nicht nur bei warmen Worten und Fachsimpeleien unter Landwirten. CDU-Mann Bleser sicherte den Landwirten des Landwirtschaftlichen Hauptvereins um Vorsitzenden Justus Ackermann seine Hilfe bei den Problemen der Düngeverordnung und dem Baurecht zu. „Diese Gesetze drängen die Landwirte in Ostfriesland langsam aber sicher aus dem Wettbewerb.“, so Ackermann.
„Du musst unsere spezielle Situation bedenken. Ostfriesland nimmt in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein.“, fügte Connemann hinzu. Dem schlossen sich die Landwirte an. Viele Gesetze seien ja durchaus sinnvoll. Nur eben in Ostfriesland nicht in die Praxis umzusetzen.