23.10.2015: „Probleme schnell und nachhaltig lösen“
HESEL. Wenn der Postmann zweimal klingelt… – vielen Menschen im Landkreis Leer würde es schon genügen, kämen die Zusteller wie früher auf den gelben Fahrrädern überhaupt. Doch oft bleibt der Briefkasten leer, um dann Tage später überzuquellen. Besonders betroffen sind derzeit die Bereiche Hesel, Westoverledingen, Rhauderfehn und Teile des Rheiderlandes. Doch auch im Stadtgebiet Leer gibt es zunehmend Unregelmäßigkeiten bei der Zustellung.
Vor diesem Hintergrund reiste am Freitag der Regionalbeauftragte der Post für Niedersachsen und Bremen, Stephan Siekmann, nach Hesel, um dort mit den politischen Vertretern der Samtgemeinde Hesel über die Problematik zu sprechen. Zustande kam der Termin durch die Initiative der CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann. Diese war wiederholt von Mitgliedern der CDU-Ratsfraktion aber auch von Bürgerinnen und Bürgern der Samtgemeinde angesprochen worden.
„Es gibt Probleme“, räumte Siekmann gleich zu Beginn des Treffens im Heseler Rathaus ein. „Wir nehmen die Verzögerungen sehr ernst. Denn die angespannte Situation betrifft unsere Kunden, die wir nicht verlieren wollen. Wir nutzen jede Möglichkeit, um die Situation deutlich zu verbessern.“
Die mangelhafte Zustellung in einigen Bereichen des Landkreises Leer begründet der Regionalbeauftragte mit den Nachwirkungen des langen Streiks in diesem Jahr. Durch diesen sei ein Berg an Überstunden aufgelaufen. Dazu käme ein hoher Krankenstand, der vielleicht auch aus der Überbelastung der Zusteller resultiere. Ein weiterer Knackpunkt sei die Umstrukturierung der Zustellzuständigkeiten im Brief und Paketbereich. „Es gibt einen massiven Zuwachs im Paketbereich. Die Menschen bestellen viel mehr im Internet als noch vor wenigen Jahren“, so Siekmann. Dieses Aufkommen müsse bewältigt werden.
Connemann sagte, dass Bürgerinnen und Bürger für kurzfristige Ausfälle immer Verständnis haben würden. „Aber hier gibt es offenkundig ein strukturelles Problem. Hierauf muss reagiert werden – schnell und vor allem nachhaltig.“, forderte die Christdemokratin.
Diese sei schon eigeleitet worden, versicherte Siekmann. Die kurzfristige Einstellung von Aushilfen sei beschlossen. Für den Bereich Leer habe man bereits rund 50 Vorstellungsgespräche geführt. Weitere würden folgen. Denn das Interesse sei groß. Auch wurden schon Mitarbeiter eingestellt. Diese sollen dann auch über die Zeit des Weihnachtsgeschäftes hinaus beschäftigt werden. Wie viele neue Mitarbeiter genau zur Verbesserung beitragen sollen – da gewährt die Post keinen Einblick.
Überhaupt machte die AG um genaue, auf den Zustellbezirk bezogene Zahlen einen großen Bogen. Hier gab es nur auf den Bund bezogene Zahlen. So arbeiten 80.000 Zusteller für den gelben Riesen. Im Durchschnitt ist jeder für 800 Haushalte zuständig. Im Einzelfall kann sich der Bezirk aber vollständig anders darstellen. Wie genau, dazu gab es keine konkreten Zahlen. „Das ist unbefriedigend!“, lautete Connemanns Urteil, „Hier wäre Transparenz hilfreich und würde Betroffene beruhigen.“
Einige Klarheit gab es aber dennoch. Jeder Zusteller darf 38,5 Stunden arbeiten. Wenn die Tour an einem Tag nicht geschafft wird, muss am nächsten Tag am Endpunkt angefangen werden. Verzögerungen über mehrere Tage hinweg seien deshalb „eigentlich“ nicht zu erklären. Mögliche Ursachen könnten auch im Briefzentrum in Oldenburg oder Leer liegen. Wenn dort zum Beispiel die Sortiermaschine nur eine Stunde ausfallen würde, blieben 40.000 Briefe unsortiert. Massenpost wie zum Beispiel Infopost dürfe bis zu vier Werktage nach dem Einlieferungstag liegen gelassen werden. Nur für andere Postsendungen gelte der gesetzliche Versorgungsauftrag. Danach müssten 80 % der Sendungen nach einem Werktag, 95 % nach zwei Werktagen zugestellt sein. Dieser Auftrag werde bundesweit erfüllt. Dies bestätige auch die Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde.
Siekmann bestritt, dass Zeitschriften und Zeitungen bevorzugt zugestellt werden. Dies sei nicht der Fall. Man könne auch keine schnellere Zustellung „kaufen“.
Eine klare Absage erteilte der Regionalbeauftragte auch Überstunden. Denn hier gilt die Betriebsvereinbarung des Betriebszentrums Oldenburg. Danach sind in der Region nur zwei Überstunden in der Woche zugelassen. Außerdem befürchtet die Post bei Überbelastung eine noch angespanntere Lage des Krankenstandes.
Wann es also wieder eine pünktliche Zustellung der Briefe im Kreisgebiet geben wird, konnte abschließend nicht geklärt werden. Dass es brennt – dessen ist sich die Post mehr als bewusst.