Knut Hofmayers „Perle“ ist Rhauderfehn
WESTRHAUDERFEHN, 02.08.2017
Beim Rudern kam sie ganz schön ins Schwitzen. Knut Hofmayer sorgte aber dafür, dass der Gast auch schnell wieder zu Atem kam. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann besuchte jetzt mit Vertretern der CDU die Physiotherapiepraxis von Knut Hofmayer in Rhauderfehn. Dort wurde aber nicht nur trainiert, sondern auch diskutiert – über Themen vom Fachkräftemangel bis zur Vergütung von Therapieleistungen.
Eigentlich dürfte Knut Hofmayer gar nicht mehr in Deutschland sein. Denn nach einem Aufenthalt als Jugendlicher in den USA wollte der gebürtige Fehntjer auswandern. Dann machte er seine Ausbildung in Groningen. Später arbeitete er in der Schweiz. Am Ende zog es ihn aber wieder zurück in seine alte Heimat. „Es gibt nichts Schöneres als Ostfriesland. Und meine persönliche Perle ist Rhauderfehn“, schmunzelt Hofmayer. Hier engagiert er sich unter anderem ehrenamtlich als Betreuer bei TuRa 07 Westrhauderfehn.
Dass sich der Sohn zweier Lehrer einmal selbständig machen würde, wussten Eltern und Großeltern schon früh. Hofmayer erzählt, wie er als kleiner Junge bereits als „Chef“ in der Drogerie der Großeltern nach dem Rechten schaute. Oma und Opa hatten ihm dafür extra einen kleinen Kittel gekauft.
Zunächst arbeitete er als Programmierer. Doch seine Leidenschaft war die Physiotherapie. In den Niederlanden gibt es für diesen Beruf eine akademische Ausbildung. So studierte Knut Hofmayer acht Semester in Groningen. Später arbeitete er als Angestellter in Idafehn und Steenfelde. 2010 entschied er sich, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Im August 2010 eröffnete der zweifache Familienvater seine Praxis in Rhauderfehn an der Bahnhofstraße.
Danach ging alles schnell. Die Praxis hatte und hat einen großen Zulauf an Kunden. Bereits nach einem Monat musste er die erste Angestellte einstellen. In den vergangenen sieben Jahren hat sich die Praxis stetig vergrößert. Heute arbeiten hier sieben Physiotherapeuten, zwei Rezeptionskräfte und eine Reinigungskraft. „Damit dürften wir die zahlenmäßig größte Praxis Rhauderfehns sein“, freut sich Hofmayer. „Die Praxis hat eine hervorragende zentrale Lage. Wir arbeiten eng mit den Apotheken, Ärzten und dem MVZ zusammen.“
Nicht zuletzt durch die Erweiterung in Richtung Neurologie deckt das Praxisangebot die komplette Breite der Physiotherapie ab – von der Lymphdrainage bis zur Massage. Schwerpunkt sind die manuelle Therapie und Krankengymnastik. Knut Hofmayer und seinem Team ist es wichtig, die Versorgung in der Breite auf dem Land sicherzustellen.
So diskutierten Hofmayer und Connemann über Ausbildungsmöglichkeiten. Hofmayer, selbst Fachlehrer an der Berufsfachschule Leer machte deutlich: „Dauerhaft brauchen wir eine neue Ausbildungsform wie eine duale Ausbildung mit Blockunterricht.“ Auch die Akademisierung in anderen Ländern wäre mittelfristig eine Idee.
Zur Zeit fehlt nämlich der Nachwuchs. Zwar sind Gesundheitsberufe für viele Traumberufe. Physiotherapeuten helfen Menschen, die mit Bewegungseinschränkungen zu kämpfen haben. Der Bedarf steigt seit Jahren. Aber es gibt immer weniger Bewerber für den Beruf mit Zukunft. Denn die Ausbildung zum Physiotherapeuten kostet Geld. Im Gegensatz zu anderen Ausbildungsberufen müssen angehende Physiotherapeuten ein monatliches Schulgeld zahlen.
Für Connemann ist klar. „Das ist nicht gerecht und schreckt ab. Ausbildung muss bezahlt werden, aber nicht von den Auszubildenden. Die Länder müssen hier endlich reagieren.“ Das Land Bremen hat das Problem erkannt und will ab 2018 als eines der ersten Bundesländer das Schulgeld für Auszubildende abschaffen.