Mit dem Julius Club auf den Spuren jüdischen Lebens
WEENER, 10.09.2020
Sturm und Regen zogen über das Rheiderland. Aber davon ließen sich die Mädchen und Jungen des Julius Club aus Weener und Bunde nicht stören. Denn sie hatten einen „Ortstermin“ mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta. Gemeinsam mit ihr, Mitarbeiterinnen der Büchereien Weener, Bunde und Leer zogen die Leseratten los, um die Stadt Weener von einer anderen Seite zu erkunden. Sie suchten nach den Spuren jüdischen Lebens.
Vor dem Dritten Reich gab es eine große jüdische Gemeinde mit eigenem Gotteshaus und Schule. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurden die Familien ausgegrenzt, gequält und verfolgt. Am 9. November 1938 brannte die Synagoge. Daran erinnert eine Menora. Durch Stolpersteine erfuhren die Kinder, dass ganze Familien getötet wurden. Oder enteignet wie die früheren Eigentümer der Firma Polak.
Zu diesen Stationen gehörte auch ein Stopp am Bahnhof Weener. Dort las die Christdemokratin aus dem Buch „Über die Grenze“ von Maja Lunde vor. Darin geht es um die Flucht von zwei jüdischen Kindern im Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit wurden fuhren über Weener Transporte mit Jüdinnen und Juden aus den Niederlanden. Mehr als 107.000 wurden über das Rheiderland in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Für die Mädchen und Jungen heute kaum vorstellbar. Sie stellten sich vor, was sie auf der Flucht in einem einzigen Koffer mitnehmen würden. Sie waren sich einig, dass vor allem Fotos, Kleidung, Essen und Geld nicht fehlen dürften.
Die Kinder nehmen am diesjährigen Julius-Club teil. Julius steht für „Jugend liest und schreibt“. 50 Bibliotheken in Niedersachsen beteiligen sich, darunter auch die Büchereien in Weener, Bunde und Leer. Das Leseförderprojekt vermittelt Kindern und Jugendlichen während der Sommerferien Spaß am Lesen. Das geht mit einer Kombination aus Büchern und Veranstaltungen. In diesem Jahr entwickelten die Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei Weener um Leiterin Susanna Fockens die Idee für die besondere Reise durch die Zeit.
Gitta Connemann unterstützt das Projekt seit vielen Jahren. „Bücher öffnen Tore in fremde Welten, zu geheimnisvollen Orten oder in längst vergangene Zeiten.“ Sie dankte den Mitarbeiterinnen für ihren Einsatz und das spannende Thema: „Die Spuren jüdischen Lebens sind in Weener noch an vielen Orten sichtbar. Stolpersteine, Straßenschilder und Gedenktafeln weisen auf die Schicksale der Opfer hin. Mit Buch und Stadtrundgang wurde Geschichte greifbar. Und das ist wichtig. Denn wir dürfen nicht vergessen.“