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Moormerländer zurück aus den USA

RORICHUM, 07.04.2020

„Auf der einen Seite bin ich sehr traurig. Auf der anderen Seite bin ich froh, wieder bei meiner Familie zu sein – gerade in dieser Zeit.“ Moritz Ramann ist zurück in Rorichum. Im August 2019 hatte er sich auf den Weg in die USA gemacht. Möglich wurde dies durch das Parlamentarische Patenschaftsprogramm (PPP).

Eigentlich sollte der Moormerländer dort knapp zwölf Monate leben. Aber wegen der Ausbreitung des Corona-Virus beendeten Deutscher Bundestag und US-Kongress das PPP für dieses Jahr vorzeitig. Der 23-jährige kehrte damit wie alle anderen Stipendiaten früher in die Heimat zurück. Hier traf er die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann – natürlich mit großem Abstand. Die Heselerin hatte ihn seinerzeit für das Programm ausgewählt und war deshalb in den letzten Monaten seine „Patin“.

Mit leuchtenden Augen erzählte Moritz von seiner Zeit in Olney, Illinois. Von den vielen Fastfoodketten und dem Besuch eines Deutschen Restaurants, in dem warmer Kartoffelsalat angeboten wurde. Von seiner Gastfamilie, von Freunden und dem College. „Es hat von Anfang an gepasst. Meine Gasteltern waren super herzlich und wir haben viel miteinander unternommen. Wir hatten eine tolle Zeit.“

Mit seinem Gastvater Ted verband den Moormerländer eine besondere Leidenschaft – Autos. Moritz, der seine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker bei VW in Emden absolviert hat, half oft nebenbei in der Werkstatt des Gastvaters. Sogar als Moritz für eine weitere Etappe des Austauschprogramms ins über 500 Kilometer entfernte Chattanooga zog, hielt der Kontakt.

Neben Schule und Arbeit nutzte Moritz die Zeit, das Land kennenzulernen. Ausflüge nach Seattle, Washington oder Chicago, Illinois gehörten genauso dazu, wie Besuche des Autorennens in Daytona, Florida.

Besonders die Feiertage sind dem Rorichumer in Erinnerung geblieben. Der schönste sei eindeutig Thanksgiving gewesen. Die Großfamilie seiner Gastfamilie mit rund 60 Personen sei vorbeigekommen. Alle hätten etwas zu Essen mitgebracht. Dann wurde gefeiert. Auch das Weihnachtsfest war spannend. Dieses wurde bei warmen Temperaturen draußen gefeiert: „Wir haben Burger gegrillt“, grinst Moritz. Vermisst hat er neben seiner Familie und Freunden besonders das deutsche Brot. Gitta Connemann, die das PPP seit vielen Jahren als Patin betreut, lacht: „Wirklich jedem, der aus den USA zurückkommt, hat am meisten unser Brot gefehlt. Das Deutsche Brot ist eben einmalig.“

Im ersten halben Jahr studierte Moritz am College. Das zweite Halbjahr war für ein Praktikum in Chattanooga, Tennessee eingeplant. „Der Abschied von meiner Gastfamilie war schwerer als gedacht. Aber wir hatten fast täglich Kontakt. Auch der Abschied von den Freunden, die man über die fünf Monate kennengelernt hat, war nicht einfach.“

In Chattanooga machte Moritz seit Januar 2020 ein Praktikum bei der Volkswagen Group of Amerika. Das Werk hat über 3.000 Mitarbeiter. Es ist kleiner als das Werk in Emden, in dem Moritz seine Ausbildung absolviert hat. Das Besondere: das Werk in Chattanooga wurde von Emder Kollegen mitaufgebaut. Dies erleichterte Moritz, der vor allem in der Logistik arbeitete, den Einstieg erheblich: „Viele Prozesse sind ähnlich. Auch alle Kollegen und Praktikanten waren super nett. Es war ein tolles Team. Ich wäre gerne länger geblieben.“

Dieses war leider nicht möglich, denn die Corona-Krise machte auch vor dem PPP nicht halt. Moritz erinnert sich: „Als die E-Mail an einem Donnerstag kam, war das für mich ein Albtraum. Es war sehr emotional. Ich hatte keine Zeit, mich auf den Abschied vorzubereiten. Gerade von meiner Gastfamilie konnte ich mich kaum verabschieden. Im Nachhinein bin ich aber froh, dass alle so schnell reagiert haben.“

Gitta Connemann stand auch während dieser Phase mit Moritz in Kontakt. Sie kann seine Gefühle nachempfinden. „Wir mussten die Entscheidung von einem auf den anderen Tag treffen. So eine plötzliche Entscheidung tut weh. Aber es ging um die Sicherheit und Gesundheit unserer „Patenkinder“. Die Grenzen schlossen sich. Und hier in Deutschland ist die Versorgung im Krankheitsfall sicher gestellt.“ Inzwischen sind alle ihre „Patenkinder“ aus den USA wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Auch alle amerikanischen Stipendiaten sind gesund in ihrer Heimat gelandet. Die Christdemokratin betont: „Das PPP ist eine einmalige Chance. Die Stipendiaten lernen das andere Land kennen. Sie sind für diesem Zeitraum Einheimische geworden. Zwar waren es dieses Mal nur ein paar Monate. Auch diese sind durch nichts zu ersetzen.“