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Ostfrieslands Wieken Thema in Berlin

BERLIN/OSTFRIESLAND, 26.04.2019

Die Fehne mit ihren Kanälen prägen das Bild Ostfrieslands – und das seit Hunderten von Jahren. Es handelt sich um historische Zeugen der Moorkultivierung. Die Kanäle wurden angelegt, um Moore zu entwässern und Torf abzutransportieren. An den Wieken entstanden Straßen und Häuser. Diese Siedlungsform ist typisch für Gemeinden wie Moormerland, Großefehn oder im Overledinger Land.

„Die Wieken gehören zu Ostfriesland wie Tee und Deiche.“, schildert die Moormerländer Bürgermeisterin Bettina Stöhr die – auch symbolische – Bedeutung der Wasserwege. Aber immer mehr Wieken verlanden oder wachsen zu. Manche sind meterhoch mit Faulschlamm gefüllt, andere fallen trocken. In manchen Bereichen hat dies ein Fischsterben zur Folge, in anderen die Zunahme von Ungeziefer. Die Entwässerungsleistung ist nur noch eingeschränkt. Bei Starkregen kommt es immer wieder zu Überflutungen.

Dies treibt nicht nur die Bürgerinnen und Bürger vor Ort um sondern auch die Spitzen in den Rathäusern. Denn diese stehen vor einem Dilemma. Bettina Stöhr fasst es zusammen. „Unsere Bevölkerung wünscht sich gepflegte Wieken. Aber uns sind durch Auflagen die Hände gebunden.“ Deshalb wandte sich Stöhr an die beiden Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann und Johann Saathoff. Ihr Ziel war es, dem zuständigen Bundesumweltministerium (BMU) in Berlin das Problem unmittelbar schildern zu können.

Dieses Gespräch fand nun in der Hauptstadt statt. Daran nahmen neben den beiden Abgeordneten und Stöhr die Bürgermeister Günter Harders (Ostrhauderfehn), Gerd Müller (Rhauderfehn), Olaf Meinen (Großefehn) und Matthias Huber (Apen) teil. Als Gesprächspartnerin konnte die Parlamentarische Staatssekretärin beim BMU Rita Schwarzelühr-Sutter MdB gewonnen werden.

Dort schilderten die Bürgermeister Ihre Probleme. So stellte Bürgermeister Müller aus Rhauderfehn klar: „Auch wenn ich weiß, dass sich die Funktion der Kanäle verändert hat, will ich nicht akzeptieren, dass der Große Wasserschwaden das Gewässerbett in einer Form einnehmen darf, dass das Gewässer in seiner ursprünglichen Funktion als Wasserstraße überhaupt nicht mehr erkennbar ist.“

Schwarzelühr-Sutter steckte noch einmal den rechtlichen Rahmen ab. Neben naturschutzrechtlichen Vorgaben ist der Artenschutz zu beachten. Allerdings seien Spielräume gegeben. Der Bund würde nur den Rahmen setzen. Die Ausgestaltungen würde in den Händen von Ländern und Kommunen liegen. Dieser müsse genutzt werden. Eine gesetzliche Änderung auf Bundesebene könne immer nur der letzte Ausweg sein.

Die beiden Abgeordneten unterstützten das Anliegen der Bürgermeister.  „Ich freue mich, dass dieses Treffen zustande gekommen ist. Das direkte Gespräch ist unglaublich hilfreich bei der der Suche nach praktikablen Lösungen, die den Schutz der Wieken möglich machen und die Regelungen des Naturschutzrechtes gleichzeitig Beachtung finden können“, so Saathoff. „Die Gemeinden brauchen Rechtssicherheit. Die Mitarbeiter dürfen nicht das Gefühl haben, sich strafbar zu machen, wenn das Mähgerät rausgeholt wird. Es geht am Ende darum, dass Erbe der Fehnkultur zu erhalten und zwar im Einklang mit dem Naturschutz. Davon profitieren die Bürger vor Ort, Tourismus, Natur und öffentliche Hand.“ appellierte Connemann.

Bürgermeisterin Stöhr lud die Staatssekretärin nach Ostfriesland ein. Schwarzelühr-Sutter  nahm die Einladung spontan an. Sie wird sich vor Ort in Moormerland ein Bild machen. Dort soll dann eine „Wiekenkonferenz“ stattfinden, zu der neben Vertretern des Bundes, des Landes und der Kommunen noch weitere Personenkreise geladen werden. Bürgermeisterin Stöhr übernimmt die Organisation. Denn alle Teilnehmer waren sich einig: es wird nur eine Lösung geben, wenn alle an einem Strang ziehen.