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USA-Rückflug im Bademantel

MOORMERLAND, 05.06.2020

„Ich habe viel erlebt, wunderbare Menschen kennen gelernt und viele Erfahrungen sammeln dürfen. Dafür bin ich dankbar.“ Knapp acht Monate lebte Pascal Slappa in einem Gebiet, das die meisten Menschen nur vom Hörensagen kennen: im Silicon Valley. Jetzt ist der Schüler zurück in Warsingsfehn. Dort besuchte ihn die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann.

Im August 2019 hatte sich Pascal auf den Weg nach Kalifornien gemacht. Möglich wurde dies durch das Parlamentarische Patenschaftsprogramm (PPP). Eigentlich sollte der Moormerländer dort knapp 11 Monate leben. Aber wegen der Ausbreitung des Corona-Virus beendeten Deutscher Bundestag und US-Kongress das PPP vorzeitig. Der 17-jährige kehrte damit wie alle anderen Stipendiaten früher in die Heimat zurück – sehr zur Freude seiner Familie.

„Als er gelandet war, haben wir ihn erst gar nicht erkannt“, lachen Pascals Eltern und seine kleine Schwester Leonie. „Das lag an der großen Sonnenbrille und der ungewöhnlichen Kleidung.“ Pascal stieg nämlich im Bademantel aus dem Flugzeug. Das hatte einen Grund: „Ich hatte ihn in den USA gekauft. Er passte nicht mehr in den Koffer. Also zog ich ihn im Flugzeug einfach an.“ Damit zog Pascal die Blicke auf sich: „Ich wurde überall zuerst bedient. Die dachten wohl, ich sei berühmt oder verrückt.“

Pascal verbrachte sein Austauschjahr in Santa Clara, Kalifornien. Die Stadt ist das Zentrum des Silicon Valleys. Das Tal ist Standort weltweit bekannter IT- und High-Tech-Unternehmen wie Apple, Intel oder Google.  Diesen Schwerpunkt merkte Pascal auch an der Schule: „Es gibt Klassen, die sich auf Cyber-Sicherheit, Netzwerkaufbau oder Programmieren spezialisieren. WLAN und Laptops für Schüler sind gratis. Es läuft alles digital. Nur für Mathe musste ich einen Stift in die Hand nehmen.“ Der 17-jährige war an seiner Highschool etwas ganz Besonderes. Denn bei 4.000 Schülerinnen und Schülern war er der einzige Gastschüler. Das war aber kein Problem – im Gegenteil. Pascal schwärmt: „Alle waren sehr nett und hilfsbereit. Ich habe schnell Freunde gefunden.“

„The German“ wie ihn seine Freunde nannten, fühlte sich pudelwohl. Die Gastfamilie unternahm unglaublich viel mit Pascal; Footballspiele der San Francisco 49ers inklusive Super Bowl-Party gehörten ebenso zu den Erlebnissen wie Besuche in Los Angeles, Washington DC und Disney Land. Im Gegenzug schaute seine Gastfamilie mit ihm die Fußballspiele seines Lieblingsvereins Borussia Dortmund.

Ohnehin bestimmte Sport einen großen Teil des USA-Aufenthalts. Pascal war im Laufteam der Schule. 2,5 Stunden pro Tag stand Lauftraining auf dem Programm. Stolz zeigt er viele Medaillen von unterschiedlichsten Läufen. Seine Gasteltern waren immer dabei. „Meine Gastfamilie war großartig. Sie haben viel mit mir unternommen. Wir haben uns super verstanden und haben immer noch täglichen Kontakt.“ Denn für alle war der plötzliche Abschied schwer.

Neben Schule und Sport engagierte sich Pascal in Santa Clara ehrenamtlich in der Kirche. Er half bei Bauprojekten und beim Packen von Paketen für ärmere Menschen. Sein Fazit fällt trotz der verkürzten Zeit sehr positiv aus: „Meine Erwartungen an das PPP haben sich mehr als erfüllt. Ich bin super glücklich, dass ich ein Teil davon sein durfte.“

Die Zeit in Kalifornien hat Pascal auch langfristig verändert: er kehrte mit einer Vorliebe für Countrymusik aus den USA zurück und bereitet regelmäßig typisch amerikanischen Sweet Tea zu. Grillrezepte, die er mit seinem Gastvater ausprobierte, bringt er nun seinem Vater bei und benutzt dazu sogar die aus Kalifornien mitgebrachten Gewürze.

Obwohl am Ende alles sehr schnell gehen musste, schafften es Familie und Freunde innerhalb von einem Tag eine große Abschiedsparty auf die Beine zu stellen: „Es war sehr schön. Es flossen viele Tränen. Auf der einen Seite bin ich sehr traurig. Auf der anderen Seite bin ich froh, wieder bei meiner Familie zu sein – gerade in dieser Zeit. Rückblickend war es die richtige Entscheidung, jedoch freue ich mich jetzt schon sehr darauf meine Gastfamilie bald wieder besuchen zu können.“

Gitta Connemann kann dies nachvollziehen. Sie stand auch während dieser Phase mit Pascal in Kontakt: „Wir mussten kurzfristig handeln. So eine plötzliche Entscheidung tut weh. Aber es ging um die Sicherheit und Gesundheit unserer ‚Patenkinder‘“. Die Christdemokratin betreut das Austauschprogramm schon seit 17 Jahren. Aber eine solche Situation gab es noch nie. Über den Bericht des Schülers freut sie sich: „Genau darum geht es beim PPP. Die Stipendiaten lernen die USA nicht aus Sicht eines Touristen kennen. Sie werden für ein Jahr Einheimische. Dafür müssen sie sich anpassen und offen für Neues sein. Genau das hat Pascal getan. Und die Chance genutzt, auch das Bild von Deutschland zu ändern, nämlich sympathischer zu machen. Gut gemacht, Pascal.“