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„Wir sehen die Brisanz“

HAREN, 16.07.2020

Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft hart getroffen. Das gilt auch ganz besonders für die Maritime Wirtschaft. Haren, zählt noch immer zu den größten Reedereistandorten Deutschland, auch wenn die bereederte Flotte in den letzten zehn Jahren deutlich kleiner geworden ist.

Schon seit Monaten setzt man sich dort mit den Herausforderungen der Covid19-Krise auseinander. Deshalb besuchte jetzt der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann, auf Einladung der CDU-Bundestagsabgeordneten Gitta Connemann das Emsland. Im Harener Rathaus sprach der Schleswig-Holsteiner mit Bürgermeister Markus Honnigfort und Reedern der Region über mögliche Wege aus der Krise.

Besonders die Probleme rund um die Finanzierung von Schiffen liegen den Reedern schwer im Magen. Die umfangreichen Kreditprogramme der staatlichen Kreditanstalt für Wideraufbau (KfW) stehen den Reedereien derzeit nicht zu Verfügung. Dies sei aus Sicht der Branche nicht nachvollziehbar, sofern die Bereederung, Finanzierung und der Sitz der Gesellschaft im Inland sei. Ein von der KfW geforderter Haftungsverbund zwischen den Gesellschaften stelle ein großes wirtschaftliches und unternehmerisches Risiko dar und sei daher nicht sachgerecht.

Brackmann ermutigte die Emsländer zur Antragsstellung über die Hausbank. Denn das Problem sei bei Finanzministerium und Finanzaufsicht bekannt.  Er habe sich außerdem dafür eingesetzt, dass die bisherigen Regelungen für die Bewertung von Darlehen nach der Inanspruchnahme von Tilgungsstundungen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geändert werden

„Wir haben die Brisanz erkannt“, betonte Connemann und wies auf die zahlreichen Corona-Hilfen hin, die bereits vom Bund auf den Weg gebracht wurden. Jetzt ginge es um die Feinheiten der einzelnen Branchen. „Der Standort Haren ist ein Leuchtturm der Maritimen Kompetenz in Deutschland und der Welt. Das Fachwissen und die Innovationen, die hier entstehen, verändern Seefahrt rund um den Globus.“, unterstrich Connemann die Bedeutung des Emslandes für die Seefahrtsbranche.

Weitere Themen, die die Reeder aktuell bewegen, sind fehlende Liegeplätze in den Häfen und problematische Crewwechsel. Diese seien im Ausland häufig schwierig. Oft seien die Mannschaften deutlich länger an Bord der Schiffe als vorgesehen. Denn viele Nationen verweigern das Verlassen der Schiffe. Andere lassen die Seefahrer nicht mit dem Flugzeug in ihre Heimat einreisen. 40.000 Seeleute sind derzeit davon betroffen.

Einhellig wurde bestätigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich die besten Regelungen getroffen habe und der Crewwechsel hier – ungeachtet der Nationalitäten der Seeleute – relativ gut zu realisieren sei. „Leider bringt uns diese Deutsche Regelung in vielen anderen Staaten nichts“, stellte Brackmann fest. „Das Auswärtige Amt hat bisher hervorragende Arbeit geleistet. Doch zum Teil scheitert es an der Kooperation anderer Staaten. Deutschland kann dieses Problem leider nicht alleine lösen.“