„Nichts über uns ohne uns“ – Demokratieförderung für bildungsbenachteiligte Jugendliche
PAPENBURG, 14.05.2021
Demokratie muss jeden Tag mit Leben erfüllt werden. Gerade für Menschen mit Behinderungen ist sie doppelt wichtig. Demokratien wie Deutschland bieten ihnen die Chance, auf ihre Situation hinzuweisen und für ihre Rechte zu kämpfen. Allerdings sind sie in politischen Gremien, in Parteien und bei Wahlen unterrepräsentiert. Das soll sich ändern – durch ein Modellprojekt bei der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte e.V. (HÖB) unter dem Titel „Nichts über uns ohne uns“. Dafür gibt es nun eine Finanzspritze des Bundes. Das gab jetzt die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann bekannt.
Diese hatte den Antrag des Projektteams unter Leitung von Mechtild Möller begleitet. Die Förderung erfolgt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Insgesamt sind dafür nur knapp 150 Modellprojekte bundesweit ausgewählt worden. Diese sollen neue Ansätze entwickeln und erproben. Connemann erklärt: „Demokratie lebt vom Mitmachen. Jeder Volljährige hat das Recht zu wählen. Menschen mit Behinderungen brauchen Chancen, dieses Recht auch wahrzunehmen. Hier setzt das Projekt der HÖB an. Die HÖB zeigt wieder einmal, dass im Emsland Vorbilder für ganz Deutschland entwickelt werden können.“
Die Behindertenbeauftragte des Landkreises Emsland und Vorsitzende des Vereins HÖB Uschi Mersmann und Projektleiterin Mechtild Möller freuen sich. Möller erklärt: „Die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung am politischen und öffentlichen Leben ist eine klare Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention und zentrale Grundlage für ein demokratisches und friedliches Zusammenleben in Deutschland. Unser Modellprojekt ‚Nichts ohne uns über uns!‘ greift diesen Grundsatz auf und möchte für junge Menschen mit Behinderung neue Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten in ihren Arbeitsbereichen modellhaft entwickeln und erproben.“
Die Bundesförderung läuft bis zum 31. Dezember 2022. Die HÖB kann also in den kommenden zwei Jahren Seminare, Workshops und Fachtagungen in Zusammenarbeit mit regionalen Behinderteneinrichtungen anbieten. Themen wie Konfliktlösungsstrategien aber auch konkrete Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten in den Einrichtungen sollen erarbeitet und erprobt werden.
Thomas Südbeck ist für die Förderung dankbar: „Wir freuen uns, dass wir dieses Bundesprojekt in unserer ländlichen Region realisieren können, um gerade junge Menschen für mehr Demokratie zu gewinnen und ihnen demokratische Erfahrungen ermöglichen. Unsere Demokratie braucht eine Zivilgesellschaft, die für demokratische Werte eintritt und ein demokratisches Zusammenleben fördert.“