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Schaffung von bezahlbarem Wohnraum auch Herausforderung im Landkreis Leer

IHRHOVE, 07.01.2021

Raus aus den Städten, raus auf’s Land. Schon vor der Corona-Pandemie gab es diesen Trend. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann macht das mit Zahlen deutlich: „Nur 11 % der Bürger in Deutschland wollen gern in einer Großstadt leben. Die Mehrheit wünschen sich ein Leben auf dem Land.

Durch Corona wird aus dem Wunsch nach mehr Landleben ein Ansturm auf das Landleben werden. Denn wer einen Lockdown in einer kleinen Etagenwohnung verbringen musste, wünscht sich Platz und frische Luft.“

Doch der Traum vom Leben auf dem Land erfüllt sich auch im Landkreis Leer nicht für jeden. Denn die meisten Interessenten wollen gerne neu bauen. Aber es gibt nicht ausreichend Bauplätze – aus unterschiedlichen Gründen. Bebaubare Grundstücke werden nicht verkauft. Oder aber diese sind wegen Auflagen des Natur- und Landschaftsschutzes nicht oder nur schwer bebaubar. Bestehende Gebäude oder Bauruinen lassen sich demgegenüber nur schwer veräußern.

Deshalb hatte die Connemann den Präsidenten des Bundesverbandes der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko, eingeladen. In Ihrhove fand ein Gespräch mit Vertretern von Kommunen aus dem Landkreis Leer zu der Frage statt: wie kann bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden?

Gedaschko kennt das Problem deutschlandweit. Es gäbe dafür viele Gründe. Vielfach fehle die Bereitschaft aber auch die Möglichkeit in den Kommunen, Bauland auszuweisen. Die Aktivierung von mehr Bauland sei aber der Schlüssel für mehr bezahlbaren Wohnraum. Zudem würden immer mehr Investitionen in den Klimaschutz von Ländern und Kommunen gefordert. Das ginge auf Kosten bezahlbarer Mieten. Schließlich seien Planung und Bauprozesse zur Zeit zu kompliziert und zu langsam. In vielen Kommunen bliebe damit derzeit nur eine Lösung, so Gedaschko: „Um genug bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können, wird zunehmend dichter und höher gebaut.“ Besonders das höhere Bauen könnte aber in den Gemeinden ein Problem werden.

Es werde viel Überzeugungsarbeit kosten, Bürgerinnen und Bürger von dreigeschossigen Gebäuden zu überzeugen, bestätigte Ostrhauderfehns Bürgermeister Günter Harders. Jörg Lorenz, erster Gemeinderat der Gemeinde Moormerland machte deutlich, dass zwar darauf geachtet werde, sozialen Wohnraum auszuweisen. Aber auch Menschen, die keinen Anspruch auf sozialen Wohnraum hätten, bräuchten bezahlbaren Wohnraum. Dies gilt besonders auch für die Insel Borkum. Die besondere Wohnraumproblematik wurde von Bürgermeister Jürgen Akkerman eindringlich beschrieben. Gastgeber und Westoverledingens Bürgermeister Theo Douwes wies darauf hin, dass die Forderungen nach Kompensationsflächen viel an Gesamtfläche in Ostfriesland fräßen.

Laut Gedaschko zeichnet sich aber Licht am Horizont ab. Das Stichwort lautet „Gesetzentwurf zur Mobilisierung von mehr Bauland.“. Mit diesem Gesetzentwurf der Bundesregierung würde das Baurecht so angepasst, dass Kommunen zukünftig leichter Flächen für den Wohnungsbau zur Verfügung stellen könnten. Damit werde eine Weiche für mehr bezahlbaren Wohnraum gestellt.

Connemann beschrieb das Gesetzvorhaben: „Die kommunalen Vorkaufsrechte sollen gestärkt werden. Gemeinden sollen zukünftig einfacher unbebaute, geringfügig bebaute oder brachliegende Grundstücke für den Wohnungsbau nutzbar machen können. Und es soll eine neue Baugebietskategorie entstehen, nämlich das „Dörfliche Wohngebiet.“ Damit soll zB das Miteinander von Wohnen und Nebenerwerbsnutzung leichter werden.“ Der Gesetzentwurf werde Anfang 2021 voraussichtlich den Bundestag erreichen.

Es ging aber auch um die Frage, welche Potentiale im Landkreis Leer genutzt werden könnten. Connemann und Gedaschko gaben hier den Hinweis auf eine kommunale Wohnungsbaugenossenschaft. Die Gemeinden wollten diese Idee mit in die Runde der Hauptverwaltungsbeamten nehmen. Dort steht auch ein Wohnraumversorgungskonzept des Landkreises Leer zur Diskussion.

„Die Schaffung bleibt nicht nur ein Thema sondern wird an Wucht gewinnen – auch im Landkreis Leer.“, so Connemann.